Sonntag, 25.09.: Kreislaufwirtschaft
Liebe Leserinnen und Leser,
unter Kreislaufwirtschaft versteht man ein regeneratives System, in dem der Einsatz von Energie und Ressourcen sowie die Produktion von Abfall minimiert werden. Das kann durch langlebige Konstruktion, Instandhaltung, Reparatur, Wiederverwendung und Recycling erzielt werden. Bei der Kreislaufwirtschaft steht Wertschätzen statt Wegwerfen im Vordergrund. Produkte und Rohstoffe sollen möglichst lange genutzt werden. Daneben ist die nachhaltige Produktherstellung und –gestaltung ein wichtiger Bestandteil in der Kreislaufwirtschaft. Bereits in dieser Stufe der Wertschöpfungskette können Ressourcenschonung, Langlebigkeit und Wiederverwendbarkeit von Produkten sichergestellt werden.
Das Gegenteil von Kreislaufwirtschaft wird als Linearwirtschaft bezeichnet und ist das derzeit vorherrschende Prinzip in der Industrie. Hierbei wird ein Großteil der eingesetzten Rohstoffe nach ihrer Nutzung verbrannt oder deponiert. Unsere Ressourcen sind aber endlich, sodass diese Wirtschaftsweise nicht zukunftsfähig ist.
Die „R’s“ der Kreislaufwirtschaft
Die „R’s“ der Kreislaufwirtschaft bezeichnen verschiedenen Prinzipien.
Rethink | Umdenken | Produkte in der Entwicklung, Verwendung und Verwertung zirkulärer gestalten |
Reduce | Vermeiden | Weniger natürliche Ressourcen einsetzen und Abfälle vermeiden |
Repair | Reparieren | Kaputte oder fehlerhafte Produkte reparieren |
Reuse | Wiederverwenden | Produkte werden nach ihrer Nutzung weiter verwendet |
Refurbish | Aufbereiten | Inspektion und Testen auf Funktionsfähigkeit von Produkten für den weiteren Gebrauch |
Recycling | Recyceln | Verarbeitung von ausgedienten Materialien, um diese erneut in den Kreislauf zu bringen |
Recover | Rückgewinnen | Thermische Verwertung von Abfall, der nicht recycelt werden kann |
Die Nutzungsdauer verlängern
Je länger Produkte genutzt werden, desto mehr Ressourcen lassen sich einsparen und desto weniger Treibhausgasemissionen werden frei. Denn durch eine längere Nutzungsdauer von Produkten müssen seltener neue Produkte gekauft und somit weniger Produkte neu hergestellt werden.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten in unserem Alltag, die Nutzungsdauer von Produkten zu verlängern:
Produkte reparieren
Wenn Produkte pfleglich behandelt und repariert werden, erhöht sich ihre Lebensdauer. Kleidung kann noch relativ einfach geflickt werden, bei elektronischen Geräten wird es meist komplizierter. Diese müssen sich mit handelsüblichem Werkzeug öffnen lassen und gängige Ersatzteile müssen austauschbar sein. Um das sicherzustellen, wurden 2021 neue Ökodesign-Regeln für ausgewählte Haushaltsgroßgeräte wie Kühlschränke oder Spülmaschinen verabschiedet. Weitere Gesetze für eine bessere Reparierbarkeit von Waren sind von der Europäischen Union geplant.
Wer handwerklich nicht geschickt genug ist, um seine Produkte selbst zu reparieren, kann sich Unterstützung suchen. Schuhe können beim Schuster neu besohlt oder Kleidung beim Schneider geflickt werden. Weiterhin können Repair-Cafés besucht werden. Repair-Cafés sind meist temporär eingerichtete Selbsthilfewerkstätten zur Reparatur defekter Alltags- und Gebrauchsgegenstände. Die Reparatur ist in der Regel kostenlos, nur benötigte Ersatzteile müssen bezahlt werden und eine Garantie für eine erfolgreiche Reparatur gibt es nicht. Eine Liste mit Repair-Cafés finden Sie unter Besuchen | Repaircafe.
Upcyling
Upcycling bedeutet, aus Abfallprodukten und nutzlosen Gegenständen neuartige Produkte herzustellen. Viele Materialien und vermeintliche Abfälle lassen sich weiterverwenden. Mit etwas Kreativität und Fingergeschick können so neue sinnvolle Produkte hergestellt werden, z.B. Taschen aus alten Kleidungsstücken. Dabei muss Upcycling nicht aufwendig sein. Häufig kann man einen alten Gegenstand für eine neue Aufgabe verwenden, z.B. eine kaputte Gießkanne aus Metall als Blumentopf.
Second-Hand kaufen
Gegenstände aus zweiter Hand verbrauchen im Gegensatz zu neuen Produkten keine Rohstoffe und keine Energie. Gleichzeitig kann man oft Geld sparen, da Second-Hand-Ware in der Regel günstiger ist als Neuware. Das heißt aber nicht, dass sie qualitativ schlechter ist, denn viele Gegenstände werden neuwertig oder sehr gut erhalten abgegeben. Second-Hand-Ware finden Sie auf Flohmärkten, in Second-Hand-Läden oder online auf verschiedenen Plattformen.
Teilen und tauschen
Im Haushalt und im Garten gibt es einige Gegenstände im Gebrauch, die man nur selten braucht. Das können elektrische Geräte wie ein Waffeleisen oder eine Bohrmaschine aber auch andere Haushaltsgegenstände wie eine lange Leiter oder eine Bierzeltgarnitur sein. Solche Gegenstände können geteilt werden, wodurch Ressourcen und Kosten gespart werden. In Nachbarschaften oder Orten können Tauschgemeinschaften gebildet werden. Dafür kann auch die Plattform Das Netzwerk für dich und deine Nachbarn (nebenan.de) genutzt werden.
In vielen Städten hat sich mittlerweile Carsharing etabliert. Dabei können eines oder mehrere Autos gemeinschaftlich genutzt werden. Wenn man nur gelegentlich mit dem Auto unterwegs ist, kann Carsharing eine umweltschonende Alternative sein.
Ressourcenverbrauch von Textilien
Am Beispiel von Kleidungsstücken wird deutlich, wie viele Ressourcen wir im täglichen Leben einsparen können, wenn wir z.B. unsere Kleidung Second-Hand kaufen oder jahrelang tragen. In Deutschland besitzt jede erwachsene Person im Durchschnitt 95 Kleidungsstücke – ohne Unterwäsche und Socken – von denen aber jedes fünfte Kleidungsstück so gut wie nie getragen wird. Für die Herstellung unserer Kleidung wird eine Menge Energie und Wasser benötigt und zahlreiche Chemikalien werden in verschiedenen Verarbeitungsschritten verwendet. Die Herstellung erfolgt meist in Entwicklungs- und Schwellenländern.
Am Beispiel eines Damen-Longshirts wurden die Treibhausgasemissionen vom Baumwollanbau bis zur Anlieferung zur Haustür analysiert. Insgesamt entstehen dabei 5,67 kg CO2. 75 Prozent entfallen davon auf den Baumwollanbau und die Herstellung. Neben Energie verbraucht die Herstellung von Kleidung auch viel Wasser. Für eine Hose werden im Schnitt fünfzehn Badewannen mit Wasser benötigt, für zwei Paar Socken eine Badewanne. Beim Kauf von Second-Hand Produkten können diese Ressourcen eingespart werden.
Die ganze Fallstudie zur globalen Umweltinanspruchnahme durch die Herstellung unserer Kleidung finden Sie hier
Kleider mit Haken (umweltbundesamt.de)
Kreislaufwirtschaft in der Raiffeisen Waren-Gruppe
Nach dem im Jahr 2012 verabschiedeten Kreislaufwirtschaftsgesetz sind wir als gewerblicher Erzeuger von Abfällen dafür verantwortlich, die von uns erzeugten und in Umlauf gebrachten Abfälle zurückzunehmen und zu entsorgen. Dazu gehören vor allem Verpackungsmaterialien und Agrarfolien. Für die Rücknahme arbeiten wir mit verschiedenen Lizenzpartnern zusammen, deren Systeme nicht nur eine Entsorgung, sondern auch ein Recycling oder eine werkstoffliche Verwertung der Materialien zum Ziel haben. Unter werkstofflichem Recycling versteht man die Verwertung von Kunststoffabfällen, wobei die chemische Struktur sortenreiner Kunststoffe erhalten bleibt, um einen Sekundärrohstoff für neue Kunststoffprodukte zu gewinnen.
Repasack
Das Rücknahmesystem Recycling-Papier-SACK, kurz Repasack, organisiert den Stoffkreislauf von Papiersäcken. Dazu gehören alle Arbeitsschritte von der Rücknahme über die Aufbereitung des Materials in Verwertungsanlage und die Entsorgung anfallender Reststoffe bis hin zur Verwertung der Kraftpapiersäcke.
PaMiRa
PaMiRa steht für Packmittel-Rücknahme Agrar und dient der sicheren, kontrollierten und umweltgerechten Entsorgung von Pflanzenschutzmittelverpackungen. Wir bieten an vielen unserer Agrarstandorte entsprechende Sammelstellen an. Hier können die Verpackungen kostenlos abgegeben werden. Im Anschluss werden die Verpackungen am Standort von geschultem Personal kontrolliert und zur Weiterverarbeitung freigegeben. Über 90 Prozent der zurückgegebenen Verpackungen finden durch eine stoffliche Verwertung ein zweites Leben als Kunststoffprodukte für die europäische Kabelschutzrohrindustrie.
ERDE
ERDE ist die Kurzform für Erntekunststoffe Recycling Deutschland und hat zum Ziel, gebrauchte Agrarfolien werkstofflich zu verwerten. Alle Agrarfolien, die gesammelt werden, werden komplett werkstofflich verwertet. Auch wir bieten an verschiedenen Standorten jedes Jahr Sammelstellen für Agrarfolien an.
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